Die Geierwally Theaterkritiken

Ruth Hauser, Claudia Lang und Herbert Baldauf wurden nach der Vorstellung für ihr jahrelanges Wirken bei der Geierwally-Bühne von Bernhard Wolf geehrt. Das Publikum war von der „Geierwally“ in Elbigenalp begeistert.

RS-Fotos: Dallapozza

Grandioses Volkstheater auf der Geierwally-Bühne

Der vergebliche Kampf um Liebe und Anerkennung – phantastisch von Thomas Gassner Inszeniert

(dr) Der Kampf um Spitzenpositionen und Anerkennung drängt das Menschliche immer mehr in den Hintergrund. Machtstreben und Anhäufung von Reichtum stehen immer mehr im Mittelpunkt. Letztendlich wollen wir Menschen doch nur eines: geliebt werden. Doch um dies zu erreichen, muß die „Geierwally“ kämpfen. Sie, die Tochter des mächtigen Bauern Stromminger, steht im Mittelpunkt des Volksstücks von Felix Mitterer, der dies speziell für die Geierwally-Bühne 1992 geschrieben hat. Brillant von Thomas Gassner inszeniert, feierte „Die Geierwally-Bühne“ am Samstag vor ausverkauftem Haus ihr 20 – jähriges Jubiläum. Das Publikum bedankte sich für diese fulminante Premiere mit kräftigem Applaus.

Felix Mitterer, Autor und Ehrengast, war ganz fasziniert von dieser grandiosen Inszenierung und der sensationellen Leistung des gesamten Ensembles seiner „Geierwally“, unter der grandiosen Regie von Thomas Gassner. Theresas Perl spielt – in der Geschichte mit Kultcharakter – die Bauerntochter Walburga Stromminger, die sich gegen den patriarchalen Zwang des Vaters auflehnt, mit sehr viel Gefühl. Sie gibt der Geierwally einen starken Charakter, und gleichzeitig zeigt sie ihre Verletzlichkeit in diesem Drama. Eine großartige schauspielerische Leistung. Der Jäger Josef Hagenbach (Bärenjosef) wird ebenfalls sensationell von Simon Walch dargestellt. Er darf zwar die „Geierwally“ küssen, stirbt aber schließlich dramatisch. Hervorragend Ossi Hauser als Vater Stromminger, der schroff und unbarmherzig mit seiner Tochter umgeht und schließlich daran zerbricht.Vinzens Gellner wird von Bernhard Wolf zunächst sehr zurückhaltend und schüchtern gespielt, ehe er sich zum Intriganten entwickelt. Ausgezeichnete Darstellung eines schwierigen Charakters.

Die beiden Ötztaler Benedikt und Leander Klotz (Jakob Weirather und Stefan Bauer) begeisterten das Publikum mit ihrer tollen Szene, als sie die Geierwally retteten und ihr einen Heiratsantrag machten. Auch alle übrigen Darsteller, wie Elisa Hauser als Afra, Lammwirtin Michaela Togan, Hagenbachs Mutter Gaby Lorenz, Romedia Petra Singer, Gellner Bauer Bernhard Singer Gerti Wolf als Luckard und Helmut Hummel als Kletterer überzeugten mit toller Leistung das Publikum am Premierenabend.DIE GEIERWALLY. Die Walburga Stromminger ist das einzige Kind des „Höchstbauern“ Stromminger. Ihre Mutter starb bei der Geburt. Dieses einzige Kind, das sehr nach ihm geraten ist, hat der Höchstbauer in die Rolle des Hoferben hineinerzogen, und zwar so hart und unnachgiebig, wie er den Hof regiert. Er hat Wally „aufzogen wia an Bubn“. Und er ist stolz auf „sein Werk“, denn Wally traut sich, im Gegensatz zu den jungen Männern des Dorfes, ein Greifvogelnest auszuheben. Dies bringt ihr den Beinamen „Geierwally“ ein. Als Mann für die Walburga, glänzend besetzt mit Theresa Perl, hat der Höchstbauer den Nachbarssohn, den Vinzenz Gellner, ausgesucht. Auch der Vater von Vinzenz ist an der Zusammenlegung der beiden Höfe interessiert und drängt Vinzenz zu dieser Verbindung. Wally weigert sich, den Vinzenz zu nehmen. Sie entscheidet sich für den Jäger Josef Hagenbach, den „Bärenjosef“, der ihr als einziger ebenbürtig ist; und ähnlich wie sie „Geierwally“ wird er „Bärenjosef“ genannt, weil er den gefürchteten Bären erlegte. In einem Streit mit dem Bärenjosef unterliegt der Höchstbauer, der daraufhin seine Autorität zu beweisen versucht, indem er die Hochzeit von Wally und Vinzenz festlegt. Nachdem sich die Wally, die vom Vater nicht einmal gefragt wurde, jetzt erst recht widersetzt, will der Vater, um eine weitere Niederlage zu vermeiden, die Zustimmung aus ihr herausprügeln, anschließend verbannt er sie in die unwirtliche Gletscherwelt und schafft Fakten: Er setzt den Vinzenz als Verwalter und testamentarisch als Hoferben ein.WALLY LÄSST SICH NICHT BEUGEN. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf, weil der Bärenjosef von Wallys Liebe und ihrer Entscheidung gar nichts weiß. Sie kann sich ihm gegenüber nicht erklären. So isoliert sie sich zunehmend und wird zum Gespött des Dorfes. Schließlich kommt es – wie es kommen musste – zu Intrigen und Verschwörungen in der tragischen Geschichte von einer Frau aus dem Lechtal, die frei und selbstbestimmend sein will. Eine großartige Geschichte von fast archaischer Wucht, die Thomas Gassner mit dem Geierwally-Ensemble kräftig, kantig und dramatisch inszenierte. Thomas Gassner hat aus dem Stück von Felix Mitterer großes Volkstheater gemacht. Die Bühne von Luis Graninger ist sehr einfallsreich und wird vom mächtigen Thron des Strommingers dominiert. Die Kulisse der Geierwallyfreilichtbühne mit ihrer Felsenwand wird ideal durch das Licht von Ralf Wapler in das Stück integriert und mit eindrucksvoller Musik von Andreas Kapeller und Christoph Kammerlander perfekt unterlegt. Von dieser Inszenierung wird man noch lange sprechen.